Friedrichsthal (Saar)

Friedrichsthal ist eine saarländische Stadt des Regionalverbandes Saarbrücken, etwa 15 km nordöstlich von Saarbrücken gelegen.

Lage

Die Stadt Friedrichsthal liegt in der Mitte des Saarkohlenwaldes an einem Ausläufer des Sulzbachtals. Der Stadtteil Friedrichsthal liegt im Tal von Moorbach und Stockbach in einer durchschnittlichen Höhe von 240 – 280 Metern. Der Stadtteil Bildstock erstreckt sich auf einem Höhenzug von etwa 360 Metern zwischen Hoferkopf, Kallenberg (388 m) und Quierschieder Kopf (361 m). Der Stadtteil Maybach liegt unterhalb des Quierschieder Kopfes auf einer Höhe von 320 bis 340 Metern.

 

Die geologische Beschaffenheit wird geprägt durch das Karbon der Sulzbach-Formation und den Mittleren Buntsandstein des Hoferkopfs.

 

Stadtteile

Das Stadtgebiet umfasst die Stadtteile Bildstock, Friedrichsthal und Maybach.

 

Nachbargemeinden

Im Norden grenzt die Stadt Friedrichsthal an Landsweiler-Reden (Schiffweiler), im Osten an Neunkirchen (Saar) und Spiesen-Elversberg, im Süden an Altenwald (Sulzbach/Saar) und im Westen an Quierschied und Merchweiler.

 

Geschichte

Zum 1. Januar 1866 wurde die bisherige Bürgermeisterei Dudweiler in drei Teile aufgegliedert und aus den beiden Ortschaften Friedrichsthal und Bildstock die selbständige Gemeinde Friedrichsthal gebildet. Durch die örtliche Glasproduktion und dann vor allem durch den Steinkohlenbergbau erlebte der Ort vom 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und vergrößerte sich zunehmend. 1969 erhielt Friedrichsthal die Stadtrechte und gehört damit zu den jüngsten Städten im Saarland.

 

Friedrichsthal

Die Geschichte des Ortes begann 1723 mit der Gründung einer Glashütte durch Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler. Friedrich Ludwig verfügte nicht nur über die von seinem Vater geerbte Grafschaft Ottweiler, sondern durch Erbfall auch über die Grafschaften Nassau-Idstein und Nassau-Saarbrücken.

 

Der kleine Ort, der nach seinem Gründer Friedrichsthal genannt wurde, bestand im 18. Jahrhundert im Wesentlichen aus den am Stockbach gelegenen Glashütten sowie den Häusern der Glasmacher und der ihnen zuarbeitenden Berufe, wie beispielsweise Fuhrleute und Holzfäller. Von gräflicher Seite aus war den Hüttenbetreibern die Erlaubnis ausgestellt worden, Holz für die Herstellung von Pottasche zu schlagen. Quarzsand wurde im Tagebau an einer nahe gelegenen Sandsteinkuppe abgebaut, dem Hoferkopf, der seine heutige zerklüftete Form ebendiesem Abbau verdankt. Zusätzlich wurde für den Eigenbedarf Landwirtschaft betrieben. Hergestellt wurde vor allem Fensterglas im sogenannten Mondglasverfahren.

 

Die Friedrichsthaler Glasmacher waren auch die ersten, die im Ortsbereich Steinkohle zur Befeuerung der Glasschmelzöfen abbauten. Als 1852 die Eisenbahnlinie Saarbrücken-Neunkirchen fertiggestellt wurde, profitierten die Friedrichsthaler Gewerbe von der Anbindung an die Eisenbahnstrecke und weitere Glashütten entstanden nun in der Nähe des neuen Bahnhofs. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Steinkohlenbergbau zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor, der der Gemeinde zu weiterem Aufschwung verhalf. Während Friedrichsthal und Bildstock 1816 zusammen noch auf eine Einwohnerzahl von 421 kamen (360 in Friedrichsthal und 61 in Bildstock), lebten 1866 dort insgesamt schon etwa 4000 Einwohner. In diesem Jahr wurde Friedrichsthal (einschließlich Bildstock) als selbständige Gemeinde eingerichtet, die allerdings vorerst zusammen mit Sulzbach von einem einzelnen Bürgermeister in Personalunion verwaltet wurde. 1880 erhielt die Gemeinde Friedrichsthal schließlich einen eigenen Bürgermeister.

 

Die durch den Steinkohlebergbau ausgelöste Blütezeit in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende führte zu einem beständigen Ausbau der Infrastruktur der Gemeinde: es wurde früh ein eigener Bahnhof eingerichtet, 1871 erhielt Friedrichsthal ein eigenes Postamt, 1881 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, 1901 die Straßenbahnlinie Friedrichsthal-Saarbrücken eingerichtet (in der Nachkriegszeit wieder eingestellt). Zahlreiche Gewerbe siedelten sich in der Gemeinde an und am Marktplatz entstand ein Kaufhaus, wodurch der Industrieort zunehmend ein (klein-)städtisches Gepräge bekam. Ein repräsentatives neues Bahnhofsgebäude wurde 1910 fertiggestellt. In diesem Jahr war die Einwohnerschaft bereits auf 13.117 angewachsen. Auch Kinos gab es mehrere im Ort: Bereits 1919 eröffnete das Palast-Theater in der Saarbrücker Str. in einem eigens dafür errichteten Gebäude (noch bis in die 1980er Jahre gab es hier Filmvorführungen), später kamen die Hoferkopf-Lichtspiele und das Heli-Filmtheater im Ortsteil Bildstock dazu. 1897 wurde die Evangelische Kirche und 1927 die katholische Kirche St. Marien erbaut.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg kam Friedrichsthal als Teil des Saargebiets unter die vorübergehende Verwaltung des Völkerbunds. Die Bergwerke des Ortes wurden infolge des Versailler Vertrags bis 1935 Frankreich unterstellt und zugunsten der französischen Industrie weiterbetrieben. Infolge der Weltwirtschaftskrise wurde jedoch die Helenengrube (die bisherige Hauptgrube des Ortes) 1932 geschlossen. Im weiteren Verlauf der 1930er Jahre stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage wieder, Triebfeder war nach wie vor der Steinkohlebergbau. 1937 wurde eine Städtepartnerschaft mit Villingen im Schwarzwald geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Saarland ein weiteres Mal für eine begrenzte Zeit unter französische Verwaltung (Saarprotektorat, bis 1956). Da Frankreich in erster Linie an einer Fortführung des Steinkohleabbaus interessiert war, war in der Nachkriegszeit die wirtschaftliche Lage in Friedrichsthal im Vergleich zu den übrigen Besatzungszonen in Deutschland etwas besser. In den 1960er Jahren setzte jedoch allmählich eine Stagnation ein, als der größte Teil der Kohlevorkommen abgebaut war. 1969 erhielt die aus den Ortsteilen Friedrichsthal, Bildstock und Maybach bestehende Gemeinde das Stadtrecht. Mit dem Rückgang des Bergbaus in den 1970er Jahren setzte auch eine allmähliche wirtschaftliche Rückentwicklung ein. Es gab inzwischen zahlreiche Grubenschäden an den Häusern, da praktisch das gesamte Stadtgebiet von unterirdischen Stollenanlagen durchzogen ist, die teilweise unter Einsturzgefahr standen. Als letzter Bergbaubetrieb im Stadtgebiet wurde die Grube Maybach 1981 endgültig stillgelegt.

 

Bildstock

Bildstock, der auf einer Anhöhe gelegene ältere Ortsteil, geht auf einen um 1700 gegründeten Gutshof der Grafen von Ottweiler zurück. Um dieses Gehöft herum, das sich an der später danach benannten Hofstraße befand, entstand allmählich eine dörfliche Siedlung. Der Name des Ortes geht jedoch auf einen Bildstock zurück, der heute eine Statuette von Maria und dem Jesuskind enthält und sich auf einer am Ortsrand gelegenen Sandsteinkuppe (dem Hoferkopf) befindet. Einer Sage nach wurde an dieser Stelle das erste „Bildstöckel“ nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges von einem Pilger gestiftet, der auf dem Weg nach Maria Einsiedel eine Marienfigur in einen hohlen Baum stellte. Möglicherweise befand sich an dieser Stelle schon lange Zeit vorher ein keltisches Heiligtum. In napoleonischer Zeit (zu Beginn des 19. Jahrhunderts) gehörte Bildstock zur Mairie Neunkirchen, während das benachbarte Friedrichsthal zur Mairie Dudweiler gehörte. Während der Befreiungskriege verlief sogar eine kurze Zeit lang die Staatsgrenze zwischen Frankreich und den von Österreich und Bayern verwalteten Gebieten zwischen den beiden Ortschaften.

 

Das kleine Dorf Bildstock, das 1816 nur 61 Einwohner zählte, wuchs im Verlauf des 19. Jahrhunderts dank des Bergbaus zu einer florierenden Ortschaft heran. 1858 wurde der erste Tiefbauschacht abgeteuft. Mehrere Steinkohlegruben entstanden im Ortsgebiet und führten dazu, dass sich zahlreiche Bergleute und Grubenbeamte mit ihren Familien in Bildstock ansiedelten. Viele Handwerksbetriebe, Einzelhändler und Gastwirtschaften fanden hier ihr Auskommen. Auch die Gewerkschaftsbewegung der Arbeiter war im Ort aktiv und konnte 1892, trotz massiver Behinderungen durch die Behörden, den Rechtsschutzsaal einweihen, der das älteste Gewerkschaftsgebäude Deutschlands darstellt.

 

Wie es dem saarländischen Bergarbeitermilieu entsprach, war die Bevölkerung in Bildstock mehrheitlich katholisch. Am 24. November 1907 wurde die Pfarrkirche St. Josef eingeweiht. Das am Marktplatz errichtete neugotische Kirchengebäude wurde nach einem Entwurf des Bonner Architekten Johann Adam Rüppel ausgeführt.[9] Die durch die Steinkohle ausgelöste Wirtschaftsblüte des Ortes setzte sich noch bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs fort. 1930 erhielt Bildstock einen eigenen Bahnhof (heute zu einem einfachen Haltepunkt zurückgebaut). 1952/53 wurde auf dem Hoferkopf von der Bevölkerung eine Marienkapelle erbaut zum Dank dafür, dass der Ort im Krieg von Bombardements verschont geblieben war. Wie im übrigen Gemeindegebiet setzte in der Nachkriegszeit zusammen mit der allmählichen Einstellung des Bergbaubetriebs eine wirtschaftliche Stagnation und schließlich Rückentwicklung ein.

 

1994 wurde auf dem Hoferkopf als Nachfolger des alten Hoferkopfturmes der knapp 21 Meter hohe hölzerne neue Hoferkopfturm errichtet. Dieser musste jedoch wegen Baufälligkeit im September 2014 abgerissen werden.

 

Maybach

1873 wurde im westlichen Bereich des Gemeindegebietes im Trenkelbachtal eine neue Steinkohlegrube eingerichtet, die ab 1882 unter dem Namen Maybach geführt wurde. Namensgeber war der preußische Minister für öffentliche Arbeiten, Albert von Maybach (1822–1904), der in diesem Jahr der Grube einen offiziellen Besuch abstattete. Im unmittelbaren Umfeld der Grube entstand in den Jahren um 1900 eine eigene Bergmannssiedlung, die Auf der Maybach genannt wurde und heute der kleinste Stadtteil von Friedrichsthal ist. Die Siedlung wird geprägt durch die entlang der Quierschieder Straße aneinandergereihten, weitgehend einheitlich gestalteten Doppelhäuser für Grubenbeamte sowie die schlichter gestalteten Doppelhäuser für Grubenarbeiter. Sie verfügte außerdem über eine eigene Schule, eine Kirche und vier Schlafhäuser für auswärtige Bergleute. Von den zahlreichen Grubengebäuden sind heute noch wenige Reste erhalten, darunter das Zechenhaus und die Kaffeeküche, die als Gemeinschaftshaus zwischen Siedlung und Grubengelände vermittelte. Insgesamt stellt Maybach heute ein relativ vollständig erhaltenes Beispiel einer saarländischen Bergwerkssiedlung der Jahrhundertwende dar und steht seit 1981 unter Denkmalschutz.

 

Im Oktober 1930 kam es auf einer Tiefbausohle der Grube zu einer schweren Schlagwetterexplosion, bei der 98 Bergleute starben (siehe auch: Liste von Unglücken im Bergbau). Die Grube Maybach vergrößerte sich in der Zeit zwischen den Weltkriegen erheblich und wurde umfassend umstrukturiert, als 1932 die Helenengrube in Friedrichsthal sowie die nahegelegene Grube Altenwald (Sulzbach) den Förderbetrieb einstellten. Die noch nicht erschöpften Kohlevorkommen des Gebiets wurden nun von Maybach aus abgebaut. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Grube noch Steinkohle abgebaut, bis 1964 der Förderbetrieb eingestellt und 1981 die Grube Maybach schließlich stillgelegt wurde.

Quelle: Wikipedia