Saarwellingen

Saarwellingen (im örtlichen moselfränkischen Dialekt Wellingen) ist eine saarländische Gemeinde im Landkreis Saarlouis – rund 20 km nordwestlich der Landeshauptstadt Saarbrücken gelegen.

 

Lage

Saarwellingen liegt im Landkreis Saarlouis.

 

Ortsteile

Ortsteile sind Reisbach, Saarwellingen und Schwarzenholz.

 

Geschichte

Das Gemeindegebiet der heutigen Gemeinde Saarwellingen wurde im Jahr 1793 von Französischen Revolutionstruppen besetzt und, wie später das gesamte linke Rheinufer, Frankreich einverleibt. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 kam es zur Rheinprovinz des Königreiches Preußen und wurde mit dieser nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 Teil des Deutschen Reiches. Vor 1783 gab es eine getrennte Entwicklung der am Neujahrstag des Jahres 1974 zusammengeschlossenen Ortsteile Saarwellingen, Schwarzenholz und Reisbach.[2][3]

Saarwellingen

 

Vor- und Frühgeschichte

Archäologische Funde ergaben, dass auf dem Gebiet des heutigen Saarwellingen bereits zur Bronzezeit Menschen lebten und arbeiteten. So konnte der mittleren Bronzezeit ein Grabhügel mit einem Skelettgrab zugeordnet werden.

 

Antike

In der Antike siedelten sich auf dem Gebiet des heutigen Saarwellingen Kelten an. In der Umgebung verlief die Nahtstelle der beiden Stammesgebiete der Mediomatriker mit deren Zentrum Metz und der Treverer mit dem Mittelpunkt Trier. Der heutige Name der das Saarwellinger Gemeindegebiet begrenzenden Prims (Primantia/Bhrimantia, von "wallen" / "summen") stammt noch aus der keltischen Epoche.

 

Nach der Eroberung Galliens durch Gaius Iulius Caesar von 58 bis 51 v. Chr. wurde die Region von den Römern beherrscht.

 

Mittelalter

Den Römern folgten mit der Völkerwanderung die Franken, nach denen die moselfränkische Mundart der Region benannt ist. Wahrscheinlich wurde zur Zeit des fränkischen Landausbaus in der Talweitung des Saarwellinger Heßbaches eine erste fränkische Siedlung gegründet, die nach ihrem Erbauer Wello oder Vailo dann Wellingen oder Wellinga (Siedlung des Wello) benannt wurde.

 

Die erste schriftliche Nachricht von Wellingen stammt aus dem zehnten Jahrhundert. Es handelt sich um eine Urkunde, die aus dem Zeitraum der Jahre 931 bis 956 stammt. In dieser Urkunde des Trierer Erzbischofs Albero von Montreuil (Amtszeit 1132–1152) bestätigt dieser, dass seit der Zeit seines Vorgängers Ruotbert von Trier (Amtszeit 931 – 956) eine Verordnung bestanden habe, nach der die Pfarreien an der mittleren und unteren Saar verpflichtet waren, am Gedenktag des heiligen Ludwin zu dessen Grablege in der Abtei Mettlach zu wallfahren. In diesem Ortsverzeichnis ist auch Wellingen aufgeführt. Im Jahre 953 gab es bereits eine Pfarrei Wellingen, die dem heiligen Martin von Tours geweiht war.

 

Am Ende des Hochmittelalters war die Herrschaft (Saar)-Wellingen Eigengut verschiedener Feudalherren. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war der Bann Saarwellingen im Besitz der Edelherren Reiner und Boemund von Saarbrücken. Eine Linie dieses Geschlechts führte den Namen "Herren zu Hesebach", ein anderer Zweig nannte sich nach der im Jahr 1290 urkundlich ersterwähnten Burg Dagstuhl. Die Dagstuhler Linie starb im Jahr 1376 im Mannesstamm aus. Der Besitz ging gemeinschaftliche an die Familien der vier Erbtöchter, namentlich die Herren von Fleckenstein im Unterelsass, (Blies-)Brücken, Pittingen (heute zu Mersch in Luxemburg) und Rollingen. Kaspar von Rollingen, Herr zu Siebenborn und Dagstuhl, verkaufte im Jahr 1523 seinen Besitz an Saarwellingen an die Grafen von Nassau-Saarbrücken. Der Pittingensche Anteil kam 1365 durch Heirat der Irmengard von Pittingen mit Johann von Kriechingen an die Grafschaft Kriechingen.[6] Lehenensrechtlich gehörte Saarwellingen nun zur Grafschaft Saarbrücken und war zu einem geringeren Teil herzoglich-lothringisches Lehen.

 

Im Jahr 1376 wird eine Saarwellinger Burganlage als „Veste Wellingen“ genannt. Zuletzt war diese Burg während des Dreißigjährigen Krieges bewohnt. In den Kriegswirren wurde die Anlage mehrfach geplündert. Im Jahr 1662 wird nur noch vom „anjetzo ruinierten Wellingischen Schloß“ gesprochen.

 

Frühe Neuzeit

Saarwellinger Schloss, heute Rathaus mit Rathausbrunnen von 1983

Johann Michael Moscherosch: A la mode Kehraus, Erstes Gesicht Philanders von Sittewald

 

Im Jahr 1621 trat das Herzogtum Lothringen seine Feudalrechte an die Grafschaft Nassau-Saarbrücken ab. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Saarwellingen und die in der Dorfmitte befindliche mittelalterliche Wasserburg vollständig zerstört. Nach dem Kriege kehrten die in die Wälder der Umgebung geflohenen Überlebenden zurück und bauten den verheerten Ort wieder auf. Dabei siedelten sich zusätzlich Neusiedler aus Lothringen und Schwaben, aus dem Elsass und Tirol, aus den Ardennen sowie teilweise aus Dänemark an. Von 1631 bis 1634 war Johann Michael Moscherosch einer der Amtmänner des lutherischen Zweiges der Grafen von Kriechingen in Kriechingen und als solcher in dem zu dieser Zeit zur Hälfte kriechingischen Saarwellingen eingesetzt.

 

Die Grafschaft Nassau-Saarbrücken überließ den Ort Saarwellingen im Jahr 1659 als freie Reichsherrschaft den Grafen von Kriechingen. Von diesen kam die Reichsherrschaft Saarwellingen im Jahr 1681 an die Grafschaft Ostfriesland, da die Kriechinger Erbtochter Gräfin Anna Dorothea, den Grafen Edgar Ferdinand von Ostfriesland geehelicht hatte. Beider Sohn, Friedrich, hatte eine Tochter: Gräfin Christine Luise. Diese schloss am 14. August 1726 die Ehe mit Graf Johann Ludwig zu Wied-Runkel. Dadurch kam Saarwellingen im Jahr 1726 an die Grafen von Wied, bei denen der Ort bis zur Auflösung des Alten Reiches verblieb.

 

Im Jahr 1715 wurde auf dem ehemaligen Burggelände durch den Architekten und Unternehmer Joseph C. Motte aus Genf ein erstes kleines Barockschloss mit Stallungen und Scheunen in der Dorfmitte errichtet. Der Bau wurde im Jahr 1719 abgeschlossen und diente dem kriechingischen Amtmann als Verwaltungssitz.

 

Aufgrund der schlechten Lebensverhältnisse kam es um 1750 zu einer Auswanderungswelle in das von den Türkenkriegen entvölkerte Ungarn. Die Regierung des Kaisers in Wien versuchte, Neusiedler für die verheerten Gebiete in der ungarischen Tiefebene zu werben. Mit der Versprechung von kostenlosem Acker- und Bauland, Baumaterial, Saat- und Pflanzgut für Getreide und Wein, Steuerfreiheit in den ersten Siedlungsjahren, freiem Transport mit Verpflegung und medizinischer Betreuung von den Sammelstellen bis nach Ungarn sollten Auswanderungswillige gefunden werden. Die Saarregion stellte mit 5000 Auswanderern einen nicht unbeträchtlichen Teil. Die Auswanderungswelle ins Banat begegann in Saarwellingen im Jahr 1764 nach einem Brand des Schlosses. Über 25 Familien zogen daraufhin nach Ungarn, in der Hoffnung, dort ein besseres Auskommen zu finden.

 

Nach dem Brand des Schlosses begann unter der Herrschaft von Graf Christian Ludwig von Wied-Runkel der Bau eines neuen und größeren Schlosses, das nach zweijähriger Bauzeit im Jahr 1766 fertiggestellt wurde. Das Schloss, das heute als Rathaus der Gemeinde Saarwellingen dient, ist ein langgestreckter Bau von elf Achsen. Über einem Hausteinsockel erheben sich zwei Geschosse mit dünnen Eckpilastern und einem Mansardendach. Die Fenster werden nach oben mit flachen Stichbögen abgeschlossen. In der zweiten Achse von links und in der dritten Achse von rechts befindet sich je ein Portal mit profiliertem Gewände und Segmentverdachung. Davor liegen Freitreppen. Ein großer Torbogen mit Maske im Schlussstein führt zum rückseitigen Hof. Die Rückseite des kleinen Schlosses ist der Vorderseite entsprechend gegliedert, jedoch springt rechts ein kurzer Flügel vor. Die linke Hälfte des Gebäudes ist eine Erweiterung des Jahres 1879, als man das Schloss als Schulhaus nutzte.

 

Französische Revolution

Reichsherrschaft Saarwellingen, Grenzsituation zwischen dem Königreich Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation im Jahr 1789

 

Nachdem die französischen Revolutionstruppen im Jahr 1793 die alte Grafschaft Kriechingen und im Jahr 1794 deren Orte Saarwellingen, Reisweiler, Schwarzenholz, Labach, Labacher Hof sowie Hauser- und Kunzenmühle besetzt hatten, wurden diese Orte 1795 dem Département de la Sarre (Saar-Departement) zugeteilt und gehörten zum Arrondissement Saarbrücken mit dem Kanton Lebach. Mit der Einrichtung einer neuen Kommunalstruktur wurde im Jahr 1797 ein Gremium aus einem Maire (Bürgermeister), mehreren Schöffen und weiteren Ratsmitgliedern für die Gemeinde Saarwellingen gebildet. Am 1. November 1800 wurden die Orte Saarwellingen, Reisweiler, Labach und Schwarzenholz zu einer Bürgermeisterei (Mairie) zusammengeschlossen. Schwarzenholz wurde am 13. April 1801 allerdings der Mairie Schwalbach zugeordnet. Die französische Herrschaft endet mit dem preußischen Einmarsch unter Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher in der Saarregion am Beginn des Jahres 1814.

 

Im Zuge der Französischen Revolution waren die Grafen von Wied enteignet worden. Das barocke Schlossgebäude wurde im Jahr 1804 versteigert und fiel an Johann Rosier aus Saarlouis, der es später an Johann Nicola Lacroix aus Saarlouis verkaufte. Im Jahr 1818 erwarb die Gemeinde Saarwellingen das Schloss und nutzte es als Schulhaus.

 

Übergang an das Königreich Preußen

Besitzergreifungspatent der Stadt und Festung Saarlouis und der übrigen von Frankreich durch den Friedens-Traktat vom 20. November abgetrennten Gebiete, Oerter und Plätze des Moseldepartements vom 2. Dezember 1815 (Kreisarchiv Saarlouis)

Saarwellingen, Kirche St. Blasius und Martinus, errichtet in den Jahren 1898 bis 1900 durch den Trierer Architekten Ernst Brand (1869–1948) im neogotischen Stil

 

Nachdem Napoleon Bonaparte zur Abdankung gezwungen worden war, wurde mit dem Bourbonen Ludwig XVIII. der erste Pariser Frieden am 31. Mai 1814 geschlossen, laut dessen Bestimmungen Frankreich auf die Staatsgrenzen von 1792 beschränkt wurde. Die Saarwellinger Nachbarorte Dillingen/Saar und Saarlouis sowie auch die heutige saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken sollten demnach bei Frankreich verbleiben. Nach der Rückkehr Napoleons und dessen endgültiger Niederlage bei Waterloo am 18. Juni 1815 sowie seiner Verbannung auf die Insel St. Helena wurden im Zweiten Pariser Frieden am 20. November 1815 die bisher französischen Nachbarorte Saarwellingens von Frankreich abgetrennt und an das Königreich Preußen (Rheinprovinz) übergeben. Dabei hatten mehrere Bittschriften von Kaufleuten aus Saarbrücken und St. Johann und eine Unterschriftenaktion unter Federführung des Saarbrücker Bürgermeisters Heinrich Böcking, die den Anschluss der Saarorte an das Königreich Preußen zum Ziel hatten, einen nicht unerheblichen Anteil.

 

Saarwellingen selbst stand zusammen mit dem Nalbacher Tal vom 16. Juni 1814 bis zum 5. Juni 1815 unter einer provisorischen Verwaltung des Kaisertums Österreich und des Königreiches Bayern, deren Hauptsitz sich in Bad Kreuznach befand. Dies war als Provisorium gedacht, da noch nicht abschließend geklärt war, welcher Macht die Gegend als Teil der zurückgewonnenen linksrheinischen deutschen Gebiete zufallen sollte. Die Dynastien Habsburg-Lothringen und Wittelsbach wollten sich das Gebiet als Faustpfand behalten, um das Königreich Sachsen unter Friedrich August I. vor einer Übernahme durch die Hohenzollern zu schützen.  Am 1. Juli 1816 unterzeichneten die Bevollmächtigten des Kaisertums Österreich und des Königreiches Bayern auf der einen und die des Königreiches Preußen auf der anderen Seite in Worms das sogenannte Territorialausgleichspatent, in dem Österreich und Bayern Gebiete an Preußen abtraten und die ehemaligen Untertanen und Staatsdiener aus ihren Pflichten entließen.

 

Für den heutigen Landkreis Saarlouis kamen also Saarwellingen und das Nalbacher Tal sowie Hüttersdorf, Bettingen und Lebach aus der Untertanenschaft des Kaisers von Österreich, Franz I., in die Untertanenschaft des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III.

 

Die österreichisch-bayerische Verwaltung Saarwellingens hatte noch am 10. November 1814 verfügt, dass der Ort Schwarzenholz wieder der Bürgermeisterei Saarwellingen zuzuteilen sei.

 

In der Folgezeit teilte Saarwellingen von 1816 an das Schicksal des Königreichs Preußen und von 1871 bis 1919 zusätzlich das des Deutschen Reiches.

 

Im Jahr 1879 erweiterte die Gemeinde Saarwellingen das Barockschloss der Grafen von Wied, das seit 1818 als Schulhaus diente, um einen Anbau. Es ist die linke Hälfte des heutigen Rathauses. Im Zuge dieser Erweiterung wurde der linke Torbogen abgerissen.

 

Die Gemeinde Saarwellingen errichtete im Jahr 1900 ein neues Rathaus mit Bürgermeisterwohnhaus in dem Garten eines bis dahin zu Verwaltungszwecken angemieteten Privathauses in der Vorstadtstraße. Die Fassade des Hauptgebäudes wurde in malerischer Asymmetrie und einer Mischung aus neogotischen und neofrühneuzeitlichen Elementen mit Erkertürmchen, Fachwerkgliederung und hohem Risalitgiebel gestaltet. Das Gebäude wurde im Jahr 1930 um einen Verwaltungsbau erweitert. Der Komplex diente der Gemeinde Saarwellingen bis zum Jahr 1978, als das ehemalige Schlossgebäude zum Rathaus umgebaut worden war, als Bürgermeisterei. Zahlreiche historistische Architekturelemente hatte man in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in purifizierender Weise entfernt. Im Jahre 1990 wurde mit dem Umbau und der Modernisierung des historistischen Rathausgebäudes in der Vorstadtstraße begonnen. Am 28. Mai 1994 konnte der „Treffpunkt Alte

Quelle: Wikipedia