Marpingen

Marpingen (im örtlichen Dialekt Määrbinge bzw. Maarbinge) ist eine Gemeinde im Norden des Saarlandes. Sie liegt im Südwesten des Landkreises St. Wendel. Die Gemeinde entstand 1974 nach einer Gebietsreform durch die Verschmelzung der vormals selbstständigen Gemeinden Marpingen, Urexweiler, Alsweiler und Berschweiler. Nationale Bekanntheit erlangte der Ort im späten 19. Jahrhundert, als angebliche Marienerscheinungen im Ort und einem nahen Wald zu einem großen Pilgeransturm und in der Folge zu einem Militäreinsatz der Preußischen Armee zur Unterdrückung eines vermeintlichen Volksaufstandes führten.

 

Lage

Die Gemeinde Marpingen liegt im Prims-Blies-Hügelland am Rande des Naturparks Saar-Hunsrück rund 25 km nördlich der Landeshauptstadt Saarbrücken.

 

Die Ortschaften sind umgeben von landwirtschaftlichen Kulturlandschaften, sanften Hügeln und Mischwäldern. 800 Hektar der Gemeindefläche sind bewaldet. Im Ortsteil Urexweiler sprudelt die Quelle des kleinen Flusses Ill, der die Gemeinde durchfließt und die Basis für das rund 1100 Hektar große Naturschutzgebiet „Täler der Ill und ihrer Nebenbäche“ bildet, das zum Teil in der Gemeinde liegt. Dort wurden in den 1990er Jahren die Landschaft so naturnah umgestaltet, dass zuvor verlorene Tierarten wie der Biber wieder angesiedelt werden konnten und die Artenvielfalt der Pflanzenwelt anstieg.

 

Gemeindegliederung

Die Gemeinde gliedert sich in vier Gemeindebezirke:

  • Alsweiler
  • Berschweiler
  • Marpingen
  • Urexweiler

Die vier Bezirke

Marpingen

Das 12,56 km² große Marpingen (ca. 4700 Einwohner), der Hauptort der Gemeinde, liegt im Alsbachtal inmitten des hügeligen Hunsrückvorlandes. Vor der Gebiets- und Verwaltungsreform war Marpingen die größte Landgemeinde im Landkreis St. Wendel. Nur wenige Kilometer nördlich des Ortes erhebt sich bei Tholey der markante Schaumberg, der „Hausberg des Saarlandes“. Überregional bekannt wurde Marpingen im sportlichen Bereich (Handball, Tischfußball, Lauftreff, Segelfliegen) und als Pilgerstätte der Volksfrömmigkeit, wo drei Frauen in der Mitte der 1990er-Jahre von Marienerscheinungen berichteten und die seitdem Anhänger aus Deutschland und den Nachbarländern anzogen. Die römisch-katholische Kirche erkennt die Erscheinungen offiziell nicht an. Am Ort befinden sich eine Grundschule und eine Gesamtschule. Die vorhandenen Kultur- und Sportstätten (Schulaula, „Schwesternhaus“, zwei Sporthallen, ein Kunstrasenplatz, eine Reithalle, ein Segelflugplatz sowie ausgeschilderte Wander- und Nordic-Walking-Wege) ermöglichen ein reges Vereinsleben im sportlichen und kulturellen Bereich.

 

Der Ortsteil Marpingen führt im m-förmig gezackten Schild eine heraldische vierblättrige Rose. Die grüne Farbe spricht für die Landesverbundenheit der Einwohner. Die fünfblättrige Rose wurde dem Wappen der Grafen von Blieskastel entnommen. Um 1200 besaßen die Blieskasteler Marpingen als Lehen.

 

Berschweiler

Berschweiler ist die südlichste der drei Talsiedlungen des Alstals, zu denen auch Alsweiler und Marpingen zählen. Geologisch gesehen, gehört Berschweiler zum Lebach-Ottweiler-Bergland. Mit rund 1000 Einwohnern und 6,84 km² Fläche ist er der kleinste der vier Gemeindebezirke. Die Entstehung des Dorfes muss lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1281 liegen, denn 1949 wurden bei einer Ausschachtung Teile einer Steinaxt aus der jüngeren Steinzeit gefunden. Von römischer Zeit zeugen gleich mehrere Funde, unter anderem Reste einer Villa. Auch soll in der unmittelbaren Umgebung von Berschweiler ein mit Kostbarkeiten beladener goldener Wagen vergraben sein.

 

Seit Einführung der Reformation hat die evangelische Konfession einen großen Anteil an der Dorfgemeinschaft. 1574 wurde in Berschweiler, und im benachbarten Urexweiler, die damals zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken gehörten, die evangelisch-lutherische Religion eingeführt. Nach dem 30-jährigen Krieg, der Berschweiler fast völlig entvölkerte, siedelte sich hier wieder eine überwiegend katholische Bevölkerung an, die bis ins 18. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit bildete. Im 19. Jahrhundert wuchs die evangelische Bevölkerung in Ort stark an und stellt seit dem die Mehrheit im Dorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus Wirklichkeit. Die Einweihung des evangelischen Gemeindehauses mit Kirchenraum erfolgte am 19. April 1953. Die katholische Einwohnerschaft konnte am 14. Juni 1953 die Einsegnung ihrer Kirche feiern.

 

Im Jahre 1993 begann der Naturschutzbund, sich ernsthaft mit der Wiederansiedlung des Bibers im Saarland zu befassen. An der Ill bot sich die Möglichkeit, das Biotopschutzprojekt „Illrenaturierung“ mit dem Artenschutzprojekt „Biberwiederansiedlung“ zu einer idealen Symbiose zu verknüpfen. Nach Biberansiedlungen im Dezember 1994 und Oktober 1995 wurden im Frühjahr 1996 weitere sieben Biber von Sachsen-Anhalt ins Saarland umgesiedelt. Fünf davon fanden ihre neue Heimat in Berschweiler. Zwischenzeitlich hat sich bei den Bibern Nachwuchs eingestellt. Dies kann als sicheres Zeichen dafür gewertet werden, dass sich die Tiere in Berschweiler in ihren Bauten und Dämmen sehr wohlfühlen.

 

Berschweiler ist eine in bewaldetem Hügelgelände idyllisch gelegene und von Landwirtschaft geprägte Wohngemeinde mit bedeutsamen und gut erhaltenen alten Bauernhäusern und vielen Bächen und Weiheranlagen.

 

Hier befindet sich auch das Schullandheim der Gemeinde Marpingen mit seinem umfangreichen Angebot. Im Rahmen der „Lokalen Agenda 21“ haben sich gerade in Berschweiler mehrere sehr aktive Arbeitsgruppen gebildet, die das Ortsbild und das Geschehen maßgeblich mitgestalten.

 

Urexweiler

Das Dorf (ca. 2800 Einwohner) hat zahlreiche Vereine, wie z. B. den DC-Bock 1976, den Sportverein (SVU), Obst- und Gartenbauverein, Wander- und Mandolinenverein, Musikverein Harmonie, Gesangverein Concordia 1878 e.V., Geflügelzuchtverein, Karnevalverein Urexweiler, Hasenzuchtverein, Tennisclub Urexweiler, Tischtennisclub Urexweiler und viele mehr. Nach einem alten „Exweller Original“, dem mittlerweile verstorbenen Hanjob, werden auch die Einwohner von Urexweiler heute manchmal scherzhaft so bezeichnet. Ein beliebtes Ereignis im Dorf ist das sogenannte Exweller Dorffest, es findet jährlich am ersten Wochenende im September statt.

 

Alsweiler

In Alsweiler (ca. 2100 Einwohner) befindet sich das Hiwwelhaus, das älteste noch erhaltene Bauernhaus des Saarlandes. Erbaut wurde es 1712, heute ist es zum Kulturzentrum umgebaut und wird vom Hiwwelhaus e. V. verwaltet. Zu den vielfältigen Veranstaltungen im Hiwwelhaus gehören z. B. Foto- und Kunstausstellungen, Klavier- und Gitarrenkonzerte sowie allgemeinwissenschaftliche Vorträge. Im historischen Teil des Hauses bietet das „Geschichtsforum Alsweiler e. V.“ Führungen zur Geschichte des Anwesens an.

 

 

Nicht selbstständige Siedlungen

 

Habenichts

Rund zwei Kilometer außerhalb von Urexweiler liegt die historische Siedlung Habenichts.

 

 

Rheinstraße

In der Epoche der römischen Kolonisation kreuzten sich im Wareswald in unmittelbarer Nähe des heutigen Alsweiler zwei der vier wichtigsten Durchgangsstraßen jener Zeit: zum einen die Straße von Metz nach Mainz, zum anderen die Verbindung von Trier nach Straßburg, die noch heute als „Rheinstraße“ bezeichnet wird. Es wird vermutet, dass diese Verbindungsstraße nicht von den Römern angelegt, sondern bereits zu der Zeit der Kelten benutzt wurde. Dies belegen auch mehrere Funde aus der keltischen Zeit.

 

Erschlossen wurde die Rheinstraße, auch bekannt als et Heisje, von einem Vorfahren der Familie Recktenwald, der auf dem heutigen Gebiet der Rheinstraße ein kleines Haus erbaute, worauf auch der genannte Spitzname der kleinen Siedlung zurückgeht. Nach und nach zogen Menschen in die Siedlung, die meist in einem verwandtschaftlichen Verhältnis untereinander standen. Die Siedlung Rheinstraße ist vor allem aufgrund der schönen Wanderlandschaft und wegen des Ausblicks auf das St. Wendeler Land bekannt. Das Friedenskreuz auf der Rheinstraße wurde als Mahnmal und zum Dank für 50 Jahre Frieden in Deutschland von den Bewohnern dieses kleinen Ortsteils 1995 errichtet. An der Rheinstraße befindet sich in herrlicher Lage die Johannis-Kapelle (Stròòßer Kapell). Am 1. Mai findet hier alljährlich das Reiterfest statt, zu dem Menschen aus der ganzen Region kommen. Zudem gibt es einen kleinen Sportplatz, der gelegentlich für lokale Spiele genutzt wird. Hier leben heute ca. 140 Menschen in 44 Häusern.

Quelle: Wikipedia